Dossier Kulturarchive und Gender

Am 22. Mai erschien die neue Ausgabe der Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv mit einem 162-seitigen Dossier zum Thema Kulturarchive und Gender. Herausgegeben wurde es von Arnhilt Inguglia-Höfle (Literaturarchiv, ÖNB), Verena Lorber (FFJI) und Ursula Schneider (Forschungsinstitut Brenner-Archiv).

Kulturarchive spiegeln nicht nur die Gesellschaft wider, sondern sind auch Orte der Macht. Trotz eines wachsenden Bewusstseins für strukturelle Schieflagen und theoretischer Arbeiten zu den Ein- und Ausschlussmechanismen bestimmter Gruppen wird der Kategorie Gender in der praktischen Archivarbeit weiterhin zu wenig Bedeutung beigemessen. Sei es, wenn es darum geht, zu entscheiden, in welche Nachlässe investiert wird, welche Nachlässe prioritär erschlossen werden und an welche Nachlässe Forschungsprojekte geknüpft werden, oder auch, wie es um die Methoden steht.

Dieses Ungleichgewicht wurde besonders bei der Arbeitstagung des Kompetenznetzwerks KOOP-LITERA 2022 in Linz deutlich. Kolleginnen äußerten dort ihre Unzufriedenheit mit der Vernachlässigung des Themas, was zur Bildung einer Arbeitsgruppe innerhalb des Netzwerks führte. Diese widmet sich in verschiedenen Initiativen Fragen wie: Wie steht es um die Situation in österreichischen Kulturarchiven? Welche Bedeutung hat Gender für die Arbeitspraxis?

Ein erstes Ergebnis dieser Auseinandersetzung war das Panel „(Kultur)Archive und Gender“ bei der KOOP-LITERA-Tagung 2023 in Graz. Die Beiträge dieses Panels – ergänzt um weitere Aufsätze – sind nun im aktuellen Dossier dokumentiert.

Beiträge im Dossier:

  • Arnhilt Inguglia-Höfle, Verena Lorber, Ursula A. Schneider: Archive als Spiegel der Gesellschaft – und als Orte der Macht

  • Li Gerhalter: Zum Großteil ›alte weiße Männer‹? Eine intersektionale Inventur von Vor- und Nachlasssammlungen

  • Susanne Rettenwander, Hanna Prandstätter, Gundula Wilscher, David Kessler, Ingrid Fürhapter: »Es ist Zeit, dass Bewegung in die Sache kommt.« Quantitative Erhebungen zum Genderverhältnis in der österreichischen (Kultur-)Archivlandschaft

  • Lina Maria Zangerl: Zur Unsichtbarkeit von Frauennachlässen: Der Fall Friderike Zweig

  • Ursula Schneider: »Gretl und«. Übersetzung, Co-Autor:innenschaft und patriarchale Autorschaftskonzepte im Literaturarchiv

  • Verena Lorber: »Und was ist mit meinen Briefen?« Franziska Jägerstätter als dramatis persona in Erinnerungskultur und Gedenkarbeit

  • Melanie Salvenmoser: »Charlotte Herzfeld – ein ganz unbekannter Name« Der Nachlass im Literaturarchiv Salzburg

  • Andrea Gruber: Ariadne und das Knäuel roter Fäden. Frauen- und genderspezifische Information und Dokumentation an der ÖNB

Alle Beiträge wurden einem Peer-Review-Verfahren unterzogen und sind über die Homepage des Forschungsinstituts Brenner-Archiv abrufbar.

 

 

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(Kultur)Archive und Gender. Themenschwerpunkt bei der KOOP-LITERA Arbeitstagung 2023